Vom Werden und Vergehen, Yoga & der Umgang mit dem Sterben
- Ute Fischbach
- vor 2 Tagen
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von Ute Fischbach, Teilnehmerin YOGA 300/ 2025

Der Umgang mit Sterben und Tod ist in unserer westlichen Welt häufig mit
beklemmenden und verdrängenden Gedanken verbunden. Angst ist das
vorherrschende Gefühl und führt dazu, dass wir wenig über den Tod nachdenken
und reden wollen.
Als Sterbe- und Trauerbegleiterin bin ich angeregt hinzuschauen, dass der Tod doch so sehr zum Leben gehört, er Aufmerksamkeit und Hinwendung braucht.
Im Zuge meiner Ausbildung bei Chakra Seven Yoga habe ich mich daher mit der yogischen Sicht auf das Sterben und den Tod beschäftigt. Und bin fasziniert.
Sterbevorgang
Die Yogaphilosophie spricht davon, dass wir drei Körper besitzen:
- der physische Körper - unser grobsofflicher Körper, aus den 5 Elementen, Erde, 
Feuer, Wasser, Luft und Äther
- der Energiekörper/Astralkörper - bestehend aus den 3 Hüllen/Koshas: Vitalhülle, 
emotionale Hülle, intellektuelle Hülle
- der Kausalkörper 
Der Tod ist die Trennung von dem physischen Körper und der Seele. Der grobstoffliche/
physische Körper stirbt und bleibt zurück.
Es findet ein Übergang vom Grobstofflichen zum bisher nicht wahrnehmbaren
Feinstofflichen statt und läuft ungefähr wie folgt ab:
Am Anfang löst sich das Erd-Element.
Die Füße und Beine werden schwer und es entsteht ein lähmendes Gewicht auf
Becken, Bauch und Brust. Die Gliedmaßen können nicht mehr bewegt werden.
Dann verlässt den Körper das Wasser-Element.
Die Haut, der Mund und die Augen werden trocken. Der Atem wird röchelnd, weil
die Bronchien ausdörren.
Danach erlischt das Feuer-Element.
Kälte zieht in den Körper.
Und schließlich geht auch das Luft-Element.
Ein letzter Atemzug, dann atmet der Mensch nicht mehr. Das Herz hört auf zu
schlagen.
Hierbei ziehen sich die verschiedenen Organe in ihre ursprünglichen Quellen
zurück. Im Tod erfolgt ein kompletter Rückzug der Organe in den Herzraum.
Nach der westlichen Wissenschaft ist der Mensch nun tot. Nach der Wissenschaft
des Yoga hat die Transformation gerade erst begonnen.
Zwar wurde jetzt der physische Körper abgelegt, die Seele wandert jedoch mit
einem feinen Astralkörper weiter. Hierin sind alle Erinnerungen und alle Lektionen,
die der Mensch bereits gelernt hat, gespeichert. Wenn das individuelle Selbst zur nächsten Welt aufbricht, verlässt die Lebenskraft (Prana) den Körper. Es heißt, dass der Mensch stirbt, wenn alle Lebensenergie für dieses Leben verbraucht ist.
Panorama des Lebens
Eine Reise der Seele beginnt. Die Yogis beschreiben das so: Es findet eine Art
Kassensturz unserer Erinnerungen statt, der Vorgang wird Panorama des Lebens
genannt. Eine Begegnung mit den wichtigen Ereignissen und Entscheidungen des
Lebens findet statt sowie eine Konfrontation mit der Frage, mit welcher Aufgabe,
welcher Bestimmung wir auf diese Welt gekommen sind (Geburtsvision).
Das Karma, das wir in diesem Leben kreiert haben, wird uns vor Augen geführt. Es
heißt, dass der Mensch hierbei einen urteilenden Blick auf sich selbst wirft und es
hilfreich ist, dieses sanft zu tun, damit die Seele nicht „steckenbleibt“. Auch
deshalb üben wir im Yoga, schon jetzt im Leben tolerant und verzeihend mit uns
und mit anderen zu sein.
Loslassen
Als nächstes geht es darum das irdische Leben loszulassen. Vielleicht schwebt der
feine Astralkörper noch über dem physischen Körper, werden Menschen, die um
den Toten stehen noch gesehen. Auch das Loslassen wird in der Yoga-Praxis
geübt, da die Reise der Seele weitergeht. Als Hilfe für den Übergang wird angeregt,
im Sterben ein Mantra zu sprechen, um den Übergang zu erleichtern. Mantras, die
besonders für den Übergang geeignet sind, sind Pran-Sutras.
Beispiele:
Hari (göttliche Schöpfungskraft) oder
Wahe Guru (Ekstase vom Dunkeln zum Licht) oder
Ram (göttliche Fürsorge)
Tunnel und Licht
Die Seele kommt durch einen Tunnel in die höheren Ebenen des Äther. Am Ende
dieses Tunnels scheint ein wundervolles Licht in strahlenden Farben. Von diesem
Tunnel, dem Licht und von der Begegnung mit verstorbenen Seelen berichten
zahlreiche Nahtoderfahrungen, die sich in wundersamer Weise in ihren
Beschreibungen ähneln.
Es folgen verschieden Äther-Welten, in denen wir uns bewusst werden, wer wir in
Wahrheit sind, warum und wie wir gelebt haben und was es für uns noch zu
erlernen und erfahren gibt. Und irgendwann ist dann die Zeit, auf die Erde, in einen
neuen Körper zurückzukehren.
Möglicherweise ergibt sich auch eine Weggabelung, wo die Seele entscheiden
kann, einen anderen Weg zugehen, wo keine Inkarnation mehr erforderlich und ein
Verbleiben als Lichtwesen möglich ist.
Seelenwanderung
Die Yogaphilosophie sagt, dass der letzte Gedanke vor dem Tod besonders wichtig
ist. Er hat einen großen Einfluss darauf, wo man in der Astralwelt ankommt, wie
lange man dort verbringt und wo man im nächsten Leben wiedergeboren wird.
Krishna sagt in der Bhagavad Gita: „Denn woran wir zuletzt denken, wenn wir aus
dem Körper entweichen, zu diesem Wesen werden wir nach dem Tod.“
Aus dieser sehr alten östlichen Sicht hat Sterben demnach eine sehr heilige
Bedeutung. Swami Sivananda beschreibt dies in seinem Buch „Was passiert mit
der Seele nach dem Tod?“ auf Seite 35 so:
„Die individuellen Seelen erbauen verschiedene Körper, um ihre Handlung zu
entfalten und Erfahrungen in dieser Welt zu sammeln. Sie treten in die Körper ein
und verlassen sie wieder, wenn sie darin nicht mehr leben können. Dann bauen Sie
wieder neue Körper auf und verlassen sie auf dieselbe Weise. Dieses Phänomen
wird als Seelenwanderung bezeichnet. Der Eintritt einer Seele in einen Körper wird
als Geburt bezeichnet. Der Austritt einer Seele aus einem Körper wird als Tod
bezeichnet. Ein Körper gilt als Tod, wenn er keine Seele mehr beinhaltet.“
In all dem verstehe ich die unvergängliche Natur der Seele. Unsere Existenz hat
demnach lange vor unserer Geburt auf dieser Welt begonnen und für die Seele gibt
es weder Vergangenheit, noch Gegenwart noch Zukunft. Unser kurzes Erdenleben
ist nur eine Schule, die wir verlassen, sobald wir fertig sind. Wenn jemand stirbt,
setzt die Seele ihre Reise fort.
Faszinierend!
Quellenverweise:
Bücher
Satya Singh: „Das Yoga-Buch vom Leben und vom Sterben“
Swami Sivananda: „Was passiert mit der Seele nach dem Tod?“






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