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Vom Werden und Vergehen, Yoga & der Umgang mit dem Sterben

  • Ute Fischbach
  • vor 2 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

von Ute Fischbach, Teilnehmerin YOGA 300/ 2025



Das Licht
Das Licht

Der Umgang mit Sterben und Tod ist in unserer westlichen Welt häufig mit

beklemmenden und verdrängenden Gedanken verbunden. Angst ist das

vorherrschende Gefühl und führt dazu, dass wir wenig über den Tod nachdenken

und reden wollen.

Als Sterbe- und Trauerbegleiterin bin ich angeregt hinzuschauen, dass der Tod doch so sehr zum Leben gehört, er Aufmerksamkeit und Hinwendung braucht.




Im Zuge meiner Ausbildung bei Chakra Seven Yoga habe ich mich daher mit der yogischen Sicht auf das Sterben und den Tod beschäftigt. Und bin fasziniert.


Sterbevorgang

Die Yogaphilosophie spricht davon, dass wir drei Körper besitzen:

  • der physische Körper - unser grobsofflicher Körper, aus den 5 Elementen, Erde,

Feuer, Wasser, Luft und Äther

  • der Energiekörper/Astralkörper - bestehend aus den 3 Hüllen/Koshas: Vitalhülle,

emotionale Hülle, intellektuelle Hülle

  • der Kausalkörper


Der Tod ist die Trennung von dem physischen Körper und der Seele. Der grobstoffliche/

physische Körper stirbt und bleibt zurück.

Es findet ein Übergang vom Grobstofflichen zum bisher nicht wahrnehmbaren

Feinstofflichen statt und läuft ungefähr wie folgt ab:

Am Anfang löst sich das Erd-Element.

Die Füße und Beine werden schwer und es entsteht ein lähmendes Gewicht auf

Becken, Bauch und Brust. Die Gliedmaßen können nicht mehr bewegt werden.


Dann verlässt den Körper das Wasser-Element.

Die Haut, der Mund und die Augen werden trocken. Der Atem wird röchelnd, weil

die Bronchien ausdörren.


Danach erlischt das Feuer-Element.

Kälte zieht in den Körper.


Und schließlich geht auch das Luft-Element.

Ein letzter Atemzug, dann atmet der Mensch nicht mehr. Das Herz hört auf zu

schlagen.


Hierbei ziehen sich die verschiedenen Organe in ihre ursprünglichen Quellen

zurück. Im Tod erfolgt ein kompletter Rückzug der Organe in den Herzraum.

Nach der westlichen Wissenschaft ist der Mensch nun tot. Nach der Wissenschaft

des Yoga hat die Transformation gerade erst begonnen.


Zwar wurde jetzt der physische Körper abgelegt, die Seele wandert jedoch mit

einem feinen Astralkörper weiter. Hierin sind alle Erinnerungen und alle Lektionen,

die der Mensch bereits gelernt hat, gespeichert. Wenn das individuelle Selbst zur nächsten Welt aufbricht, verlässt die Lebenskraft (Prana) den Körper. Es heißt, dass der Mensch stirbt, wenn alle Lebensenergie für dieses Leben verbraucht ist.


Panorama des Lebens

Eine Reise der Seele beginnt. Die Yogis beschreiben das so: Es findet eine Art

Kassensturz unserer Erinnerungen statt, der Vorgang wird Panorama des Lebens

genannt. Eine Begegnung mit den wichtigen Ereignissen und Entscheidungen des

Lebens findet statt sowie eine Konfrontation mit der Frage, mit welcher Aufgabe,

welcher Bestimmung wir auf diese Welt gekommen sind (Geburtsvision).

Das Karma, das wir in diesem Leben kreiert haben, wird uns vor Augen geführt. Es

heißt, dass der Mensch hierbei einen urteilenden Blick auf sich selbst wirft und es

hilfreich ist, dieses sanft zu tun, damit die Seele nicht „steckenbleibt“. Auch

deshalb üben wir im Yoga, schon jetzt im Leben tolerant und verzeihend mit uns

und mit anderen zu sein.


Loslassen

Als nächstes geht es darum das irdische Leben loszulassen. Vielleicht schwebt der

feine Astralkörper noch über dem physischen Körper, werden Menschen, die um

den Toten stehen noch gesehen. Auch das Loslassen wird in der Yoga-Praxis

geübt, da die Reise der Seele weitergeht. Als Hilfe für den Übergang wird angeregt,

im Sterben ein Mantra zu sprechen, um den Übergang zu erleichtern. Mantras, die

besonders für den Übergang geeignet sind, sind Pran-Sutras.

Beispiele:

Hari (göttliche Schöpfungskraft) oder

Wahe Guru (Ekstase vom Dunkeln zum Licht) oder

Ram (göttliche Fürsorge)


Tunnel und Licht

Die Seele kommt durch einen Tunnel in die höheren Ebenen des Äther. Am Ende

dieses Tunnels scheint ein wundervolles Licht in strahlenden Farben. Von diesem

Tunnel, dem Licht und von der Begegnung mit verstorbenen Seelen berichten

zahlreiche Nahtoderfahrungen, die sich in wundersamer Weise in ihren

Beschreibungen ähneln.

Es folgen verschieden Äther-Welten, in denen wir uns bewusst werden, wer wir in

Wahrheit sind, warum und wie wir gelebt haben und was es für uns noch zu

erlernen und erfahren gibt. Und irgendwann ist dann die Zeit, auf die Erde, in einen

neuen Körper zurückzukehren.


Möglicherweise ergibt sich auch eine Weggabelung, wo die Seele entscheiden

kann, einen anderen Weg zugehen, wo keine Inkarnation mehr erforderlich und ein

Verbleiben als Lichtwesen möglich ist.


Seelenwanderung

Die Yogaphilosophie sagt, dass der letzte Gedanke vor dem Tod besonders wichtig

ist. Er hat einen großen Einfluss darauf, wo man in der Astralwelt ankommt, wie

lange man dort verbringt und wo man im nächsten Leben wiedergeboren wird.

Krishna sagt in der Bhagavad Gita: „Denn woran wir zuletzt denken, wenn wir aus

dem Körper entweichen, zu diesem Wesen werden wir nach dem Tod.“

Aus dieser sehr alten östlichen Sicht hat Sterben demnach eine sehr heilige

Bedeutung. Swami Sivananda beschreibt dies in seinem Buch „Was passiert mit

der Seele nach dem Tod?“ auf Seite 35 so:

„Die individuellen Seelen erbauen verschiedene Körper, um ihre Handlung zu

entfalten und Erfahrungen in dieser Welt zu sammeln. Sie treten in die Körper ein

und verlassen sie wieder, wenn sie darin nicht mehr leben können. Dann bauen Sie

wieder neue Körper auf und verlassen sie auf dieselbe Weise. Dieses Phänomen

wird als Seelenwanderung bezeichnet. Der Eintritt einer Seele in einen Körper wird

als Geburt bezeichnet. Der Austritt einer Seele aus einem Körper wird als Tod

bezeichnet. Ein Körper gilt als Tod, wenn er keine Seele mehr beinhaltet.“


In all dem verstehe ich die unvergängliche Natur der Seele. Unsere Existenz hat

demnach lange vor unserer Geburt auf dieser Welt begonnen und für die Seele gibt

es weder Vergangenheit, noch Gegenwart noch Zukunft. Unser kurzes Erdenleben

ist nur eine Schule, die wir verlassen, sobald wir fertig sind. Wenn jemand stirbt,

setzt die Seele ihre Reise fort.

Faszinierend!


Quellenverweise:

Bücher

Satya Singh: „Das Yoga-Buch vom Leben und vom Sterben“

Swami Sivananda: „Was passiert mit der Seele nach dem Tod?“

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